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Sektion Monte Rosa des Schweizer Alpen-Clubs SAC

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Sektionstour Sommer 2016 in Anzeindaz (Bericht)

7 Uhr morgens in Solalex: 17 motivierte, kletterbegeisterte SACler aus allen Ortsgruppen des SAC Monte Rosa waren startklar für die Sektionstour der OG Monthey. Vor uns im Schatten erhob sich majestätisch die Miroir d’Argentine, unser heutiges Ziel. Die Gruppen waren in verschiedene Stärkeklassen eingeteilt, die Tourenleiter und Bergführer den Seilschaften zugeteilt und alle waren bereit, um die diversen Routen mit Schwierigkeitsgraden zwischen 4 und 7 in Angriff zu nehmen.

Der Berg machte seinem Namen alle Ehre, ist dieser doch zwischendurch wirklich spiegelglatt und beim runterschauen hatte man den Eindruck, eine endlos lange Rutschbahn unter sich zu haben. Unter fachkundiger Leitung fanden wir jedoch sehr gute Risse und Felskanten entlang der Route, in welchen das Klettern ein spassiges „Flow-Erlebnis“ wurde. Die einzelnen Seillängen waren lang, wodurch uns immer wieder Zeit blieb für Gespräche während des Sicherns. Dabei zeigte sich wieder einmal, wie wichtig es in den Bergen sein kann, die zweite Kantonssprache wenigstens ein bisschen zu verstehen. Wegen den teils grossen Distanzen zwischen den Kletterern war es nicht einfach, die technischen Begriffe zu verstehen. Die Leute der OG Monthey durften einiges an Übersetzungsarbeit und Unterstützung leisten. Nach sechsstündiger Kletterei und den letzten Schlüsselstellen wurden dafür alle Gruppen mit einer grandiosen Weitsicht über die Berge des Muverans belohnt.

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3 Stunden später um 10 Uhr fanden sich auch ein Dutzend Wanderfreunde in Solalex ein. Nachdem die Kletterer früh morgens um eine Parkgebühr herumkamen, wurden die Wanderer vom grimmigen Parkwächter aufgefordert, für zwei Tage eine Gebühr zu zahlen. Die herrlich warme Sonne liess uns diese - doch etwas spezielle - Begrüssung bald vergessen und unser Wanderleiter Etienne nahm die steile Wanderung Richtung Anzeindaz in Angriff. Wir nahmen dabei nicht den üblichen Weg, sondern einen sehr steil angelegten Pfad gleich neben der Miroire d’Argentine unter die Füsse Zunächst noch im Schatten, wurden wir doch bald schon Opfer der sehr heissen Sonne.

Etienne erklärte uns immer wieder spannende Details der Botanik oder der Geschichte des Chablais. So vergassen wir fast die Anstrengung beim Aufwärtslaufen. Schon bald konnten wir die Hochebene von Anzeindaz sowie den Gipfel der Diablerets entdecken. Unser Tagesziel war jedoch die Haute Corde. Über teilweise wegloses Gelände und einen luftigen Grat erreichten wir den Gipfel, von welchem wir unseren Kletterfreunden von oben zuwinken konnten.

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Der Abstieg zur Hütte Baraud war kurz und wir wurden bereits mit einem Apéro und kühlen Getränken erwartet. Die OG Monthey übertraf sich selbst in Gastfreundschaft und grandioser Bewirtung der Gäste. Die Hütte war urgemütlich eingerichtet, die Tische gedeckt und es gab Fondue in verschiedenen Variationen sowie Aprikosenkuchen nach Spezialrezept von Pascal Berra! Abwechselnd wurden die Caquelons von Tisch zu Tisch weitergereicht, so dass jeder die verschiedenen Varianten probieren konnte: Eine Tour de Fondue der ganz speziellen Art.

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Am nächsten Morgen stand wiederum ein vielfältiges Programm auf dem Plan. Nach einem tollen Frühstück mit echtem italienischem Espresso und allem was das Herz begehrte, startete die eine eine Klettergruppe Richtung Diablerets-Gipfel und die zweite Klettergruppe machte sich auf den Weg, um den Pierre qu’Abotse zu erklimmen.

Die zwei 3er Seilschaften Richtung Diablerets-Gipfel unter kundiger Leitung von Yannick kamen zügig voran. Der Berg erwies sich jedoch als tückisch. Das Geröll war nass und wir waren stetigem Steinschlag und Rutschgelände ausgesetzt. Der Aufstieg erforderte höchste Konzentration, zumal die Sicherung am Berg infolge Rutschgestein teilweise unmöglich war. Die Wolken und Nebelbänke gaben immer wieder neue Aussichten auf die umliegenden Berge und den Gipfel frei. Ab und zu wies uns ein auf einen Stein gemalter Pfeil die Richtung. Nach 6 ½ Std Aufstieg erreichten wir alle heil und zufrieden den Gipfel des Diablerets auf 3210 Metern über Meer. Die Überquerung des Diablerets-Gletschers bis zur Bahnstation war ein Spaziergang und auf dem Col du Pillon gab es erst mal ein kühles Bier bevor wir via Bus und Autostopp zurück nach Solalex gelangten.

Am Sonntagmorgen startete die Wandergruppe nicht viel später als die Klettergruppe. Etienne hatte uns schliesslich eine „Monsterwanderung“ versprochen. Zunächst erwanderten wir gemeinsam den Col des Esset um danach einen längeren Abstieg nach Pont de Nant in Angriff zu nehmen. Die Sonne liess heute noch auf sich warten, so dass wir von angenehmen Temperaturen profitieren konnten. In Pont de Nant sah es eher aus wie im Disneyland und viele Leute flanierten rund um die Restaurants herum. Da wir noch einen langen Aufstieg vor uns hatten, liess uns Etienne nicht zu lange rasten.

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Unser Weg führte nun in den Naturpark des Vallon de Nant. Eindrücklich erhoben sich die Felswände auf beiden Seiten des Tals. So langsam wurde der Weg steiler und enger. Beim „trou à l’ourse“ (Bärenloch) wurde er sogar so eng, dass wir uns nur ohne Rucksack durchzwängen konnten. Nach einer kurzen Mittagspause starten wir unseren finalen Aufstieg über den teils steilen Grat zum Pointe de Savolayres. Den ganz steilen und grasigen Schlusshang meisterten wir bestens, um auf dem Gipfel einen prächtigen Rundblick zu geniessen. Ein junger Adler führte uns direkt vor dem Grand Muveran seine Flugkünste vor. Vom Gipfel her sahen wir schon die kleine Buvette d’Eusanne, welche unser nächstes Ziel darstellte. Nach dem Abstieg via den Col des Pauvres (Pass der Armen) hatten wir alle ein kühles Getränk verdient. Die Auto-Chauffeure wurden von Etienne über viele enge Strassen zurück nach Solalex gefahren, damit wir danach alle unsere Heimfahrt antreten konnten.

Die zwei Tage im Chablais waren ein tolles Erlebnis in einer imposanten Berglandschaft, mit sympathischen Leuten und bester Bewirtung – dank der Top-Organisation der OG Monthey war für jeden etwas dabei. Vielen herzlichen Dank!

Katja Aufdenblatten und Philippe Chanton

 

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