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Porträt von Patrick Monnay (OG St-Maurice)

IM EINSATZ ZUM TEILEN

«Ich bin ein Sonntagsbergsteiger» sagt Patrick Monnay mit einem Schmunzeln, wenn man ihn fragt, welchen Bezug er zu den Bergen habe. Was er damit meint: Bergsteigen ist für den Mann aus St. Maurice pure Freude. Es sind deshalb nicht die schweren und technisch anspruchsvollen Touren, die ihn anziehen, sondern die schönen.

«Ich verbringe viel Zeit in den Bergen, mache Skitouren und im Sommer ein paar Gratklettereien. Aber an alle Abenteuer wage ich mich nicht», präzisiert er.

Von der Lust, immer höher zu steigen
Die Freude, «immer etwas weiter in die Höhe zu steigen» habe ihn dazu gebracht, nach Wanderungen auf Bergwegen später auch auf die Gipfel zu steigen. Zuoberst sei es halt am Schönsten, findet er.

Der Bauernsohn wurde geprägt durch die Geschichten seines Vaters, der die Sommermonate stets auf der Alp verbrachte. Irgendwann wollte Patrick Monnay die abgelegenen Wege selbst entdecken, die der Vater ihm beschrieben hatte. «Ich erinnere mich gut daran, wie er uns Kindern von Wegen erzählte, die so ausgesetzt waren, dass sie mit Ketten gesichert werden mussten. Irgendwann wollten mein Bruder und ich diese Pfade selbst begehen

Patrick Monnay startete also von seiner Geburtsstadt St. Maurice aus – dort wohnt er übrigens noch heute - in Richtung Salanfe. Als er auf der Karte noch weitere Möglichkeiten für Abenteuer entdeckte, stiegen die beiden Brüder später bis nach Susanfe auf. «Wir waren 12 oder 13 Jahre alt und es gab damals keine Möglichkeit, mit den Eltern während der Tour in Kontakt zu bleiben. Natürlich haben wir ihnen auch nicht erzählt, wohin wir genau wollten», erinnert er sich lächelnd.

Die Berge in zwei Etappen
Ein paar Jahre später, am Kollegium, traf er Freunde, mit denen er sich noch weiter in die Berge vorwagte. Damals hat er sich auch zum ersten Mal beim Schweizer Alpenclub eingeschrieben. «Ich wollte durch die Mitgliedschaft auch von den Verbilligungen in den Berghütten profitieren, so wie viele andere auch», gesteht er freimütig. In dieser Zeit wird für ihn Bergsteigen zum Synonym für Freundschaft, für eine «super Truppe von Kollegen».

Danach folgten Ausbildung, Familie – und die Prioritäten änderten sich. Der Bergsport rückte etwas in den Hintergrund. Als Patrick Monnay begann, im Kraftwerk Emosson zu arbeiten, verbrachte er einen Grossteil der Arbeitszeit in den Bergen. Und merkte plötzlich, dass «es keinen Grund gab, nicht auch die Freizeit in den Bergen zu verbringen

So wurde der Bergsport wieder wichtiger in seinem Leben, auch dank guten Freunden, die seine Leidenschaft teilten. Seine wiederentdeckte Passion für Skitouren brachte ihn dazu, vier Mal an der Patrouille des Glaciers teilzunehmen. «Ich bin aber immer von Arolla aus gestartet, ich hatte keine Zeit für die grosse Strecke», sagt er. Für ihn und seine Freunde sei der Spass beim Trainieren stets im Vordergrund gestanden. «Das Ziel war es nie, unsere Touren ‚volle Pulle‘ durchzuziehen

Was nicht bedeutet, dass Patrick Monnay nur «halbe Sachen» macht. Im Gegenteil: Er wurde Tourenchef bei der Ortsgruppe St. Maurice und blieb es während 10 Jahren. Auch wenn es manchmal streng gewesen sei, erinnert er sich. «Wenn man einmal den kleinen Finger reicht, wird die ganze Hand genommen. Damals war der Tourenchef ganz auf sich allein gestellt, was die Sache nicht gerade einfach gemacht hat. Aber ich war motiviert, wollte mich einsetzen, damit wir weiterhin in guter Ambiance Touren machen konnten», erzählt er.

Verantwortung und Entdeckung
Er selber sei unterwegs ein Tourenleiter ohne Chefallüren, sagt Patrick Monnay von sich. Aufmerksam und gut gesichert sei er aber immer. «Man muss auf alles Acht geben. Einmal fiel ein Mitglied meiner Gruppe in eine Gletscherspalte unterhalb vom Monte Rosa-Massiv. Zum Glück konnten wir ihn retten. Aber es gab mir zu denken, dass so viele Alpinisten um uns herum ohne Seil unterwegs waren», erinnert er sich. Das schlechte Erlebnis blieb zum Glück ohne Konsequenzen.

Patrick Monnays‘ Ziel ist es, allen in der Gruppe eine Freude zu machen. Neben der Freude am Teilen treibt ihn auch die Abenteuerlust an: Er liebt es, unbekannte Länder zu entdecken. Vulkane in Chile, die Lyngenalpen in Norwegen, Trekkings in Nepal – er hat unzählige Reisen gemacht. Heute hat er dafür mehr Zeit, denn er hat seinen Tourenchef-Posten abgegeben. Er hofft, dass es seinen Nachfolgern gelingen wird, die gute Stimmung im Verein beizubehalten. «Heute haben wir in St-Maurice eine tolle Truppe von Jungen, die dem Club hoffentlich treu bleiben

Eine einheitliche und solidarische Ortsgruppe
Patrick Monnay erinnert daran, dass er dieses Porträt nur akzeptiert hat, wenn man nicht nur über ihn spricht. Es ist ihm ein wichtiges Anliegen, den Teamgeist und die Solidarität zu unterstreichen, die in der Ortsgruppe St. Maurice herrscht. Als Beispiel dafür nennt er den Bau der Cabane de la Tourche: Als Baukommissionspräsident hat er viele Freiwillige motivieren können, an diesem grossen Projekt mitzuarbeiten. Insgesamt leisteten die Mitglieder der Ortsgruppe gegen 9‘000 Arbeitsstunden. Es sei ein gemeinsames Abenteuer gewesen, sagt Patrick Monnay rückblickend. Und das Resultat kann sich wahrlich sehen lassen. Für ihn ist die Hütte zudem mehr als bloss ein gelungenes Bauprojekt. «Ich verbringe sehr viel Zeit dort, denn die Hüttenwartin ist meine Partnerin geworden», gesteht er lächelnd. Je weiter oben, desto schöner: Das stimmt für den Mann aus St. Maurice also nicht nur, was das Bergsteigen anbelangt…

Julien Wicky (übersetzt durch Philippe Chanton)