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Porträt von Peter Planche (OG Brig)

Der Unermüdliche

Wer sich mit Peter Planche trifft, um über seine Begeisterung für die Berge und seine zahlreichen öffentlichen Engagements zu sprechen, braucht viel Zeit. Seine Geschichten würden mit Leichtigkeit ein ganzes Buch füllen. Und das liegt nicht nur daran, dass Piero schon 75 Jahre alt ist.

Wie vielen Vereinen der Briger in seinem Leben bisher als Präsident vorgestanden ist, weiss er nicht mehr, so viele waren es. Immerhin erinnert er sich an sein erstes Vorstandsamt. „In meinen 30gern war ich Präsident des Verkehrsvereins von Brig“, erzählt er in einem Café unweit seiner Wohnung. Und schiebt schmunzelnd nach, eigentlich sei er immer Chef oder Präsident gewesen. Im Arbeitsleben genauso wie in zahlreichen Vereinen, Stiftungen und in der Politik.

Die "geborene Nummer eins"
Das ist noch heute nicht anders. Peter Planche, seit Jahren pensioniert, will von Ruhestand nichts wissen. Beim SAC ist er Finanzchef der Sektion Monte Rosa und Präsident der Ortsgruppe Brig. Daneben organisiert er Ausflüge seiner Jahrgänger, ist Hausverwalter und Hüttenchef der Bortelhütte, die dem lokalen Skiclub gehört. Kein Wunder gibt es kaum jemanden, der ihn nicht kennt. Immer wieder während unseres Gesprächs wird er von anderen Gästen im Café angesprochen. Er schätzt das bestimmt. Denn: Was ihn antreibt ist die Wertschätzung, die ihm die Leute entgegenbringen. Entwaffnend ehrlich gesteht er: „Am liebsten bin ich Opinion Leader. Ich mag es, um Rat gefragt zu werden.

Da erstaunt es wenig, dass er sich nur selten vom Kurs abbringen lässt. Er kann leidenschaftlich streiten. Wer ihn schätzt, nennt ihn gradlinig. Andere sagen stur dazu. Davon will der pensionierte Bankdirektor allerdings nichts wissen. „Es stimmt, mein Gegenüber braucht schon sehr gute Argumente, um mich von einer Meinung abzubringen. Aber ich lasse mich auch mal korrigieren“,  sagt Peter Planche und seine Augen funkeln hinter den Brillengläsern.

Die Berge als Lebensschule
Diesen Durchhaltewillen zeigt der mittlerweile 75-Jährige bis heute auch in den Bergen. Das war schon immer so: Als Junge habe ihn sein Vater auf lange Wanderungen mitgenommen, erzählt er. Bereits in der Primarschule lief der junge Peter von Brig auf den Rosswald über den Saflischpass nach Heiligkreuz und durch das Binntal bis nach Grengiols. „Mein Vater war ein einfacher Arbeiter. Das Geld reichte nur für den Zug von Grengiols nach Brig. Den Rest mussten wir zu Fuss gehen“, erinnert sich Peter Planche.

Solche „Gewaltsmärsche“ haben wohl den Grundstein gelegt für seine beindruckende Fitness. Der Briger war auf allen 4000ern der Schweiz ausser auf dem Schreckhorn. Bis heute fährt er trotz seinem leicht lädierten Knie leidenschaftlich gerne Ski, macht mehrstündige Wanderungen und lange Skitouren. Sein diesjähriges Saisonziel ist das Bortelhorn. „Es ist ganz einfach: Man darf nie aufhören, Sport zu treiben“, erklärt er. Seine Leistungen findet er nicht weiter bemerkenswert. Schliesslich habe er 80-jährige Freunde, die immer noch mit ihm mithalten könnten. Mit ihnen plant er auch in diesem Winter eine Skitouren-Woche.

Der "Blaue" in der schwarzen Hochburg
Einen langen Atem bewies Peter Planche auch in der Politik. 20 Jahre lang sass er im Gemeinderat von Brig-Glis. Als die Stadt im Herbst 1993 überschwemmt worden war, machte er sich einen Namen als Informationschef des Krisenstabes. Danach war er verantwortlich für den Wiederaufbau der total zerstörten Innenstadt. Daraufhin brachte er es als FDP-Politiker in der Gemeinde gar zu höchsten Weihen. Etwas, was kein anderer Radikaler je schaffte. Kein Wunder in einer Zeit, in der die CVP im Oberwallis allmächtig war. Piero erinnert sich gut daran, wie der damalige „schwarze“ Stadtpräsident während der Messe auf der Kanzel der Gliser Kirche dazu aufrief, doch „gefälligst die christlichen Parteien zu unterstützen“. Vergeblich – Planche wurde am nächsten Wochenende gewählt und blieb fünf Jahre an der Spitze der Briger Stadtregierung. Das war allerdings der Höhepunkt seiner Politkarriere. In ein Parlament gewählt wurde er nie. Ihn kümmert das wenig. „Die Exekutive liegt mir mehr. Ich will entscheiden und umsetzen.

Herzensangelegenheit Monte Rosa Hütte
Das hat viele Jahre später auch die ETH zu spüren bekommen beim Bau der neuen Monte Rosa-Hütte. Peter Planche war zu dieser Zeit Präsident der Sektion Monte Rosa und deshalb von Anfang an in diesem Grossprojekt involviert. Er erinnert sich sehr gern an diese Zeit zurück, trotz einiger Widrigkeiten. „Die Professoren wollten zuerst ein Hotel bauen und sprachen von Doppelzimmern mit Dusche. Da standen mir die Haare zu Berge.“ Es sei wohl sein Verdienst, dass es in der Hütte mit 120 Plätzen nun „nur“ vier Duschen gebe. Trotz aller Technik ist es eine SAC-Hütte und kein Luxushotel geworden.

Piero war an hunderten von Sitzungen: In der Planungsphase, während der Bauzeit und danach, als die Technik manchmal Probleme bereitete und Journalisten aus aller Welt Antworten wollten auf ihre Fragen. Sicher nicht immer nur angenehm. Wenn man ihn fragt, ob er sich wieder engagieren würde, sagt er trotzdem ja. Ohne eine Sekunde zu zögern. Man spürt: Die Monte Rosa-Hütte ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Es ist „seine“ Hütte.

Das hat sicher auch mit der Wertschätzung zu tun, die Piero seit der Eröffnung entgegengebracht wird. Mit der Wertschätzung, die ihn immer angetrieben hat bei seinen zahllosen Engagements. Verständlich, dass es ihm schwer fällt, sich langsam aus seinen Funktionen beim SAC zurückzuziehen. Er will im Sektionsvorstand nochmals eine Periode anhängen. „Vielleicht bin ich fast wie Sepp Blatter. Ich kann auch fast nicht aufhören“, gesteht er am Ende des Gesprächs. Dass er ein weit ruhmreicheres Ende verdient hat als der berühmt-berüchtigte Fussballfunktionär, darin sind sich sicher alle einig, die ihn kennen und schätzen.

Priska Dellberg Chanton